Bus-Sicherheitsexperte im Interview
Hätte eine besser verankerte und höhere Leitplanke das schwere
Busunglück auf der A4 verhindern können? Ja, sagt Bus-Sicherheitsexperte
Johannes Hübner im Interview. Positive Beispiele gebe es bereits auf
der A3 und der A5.
Nach dem verheerenden Busunfall auf der A4 nahe Kirchheim
(Hersfeld-Rotenburg) am Dienstag mit vier Toten und rund 40 Verletzten
gehen die Ermittlungen zur Unfallursache weiter. Ein Gutachter sollte am
Freitag den Bus untersuchen. Nach Polizeiangaben soll dabei besonderes
Augenmerk auf den Zustand der Sicherheitsgurte gelegt werden. Auch das
Auto, das den Bus gerammt hatte, soll begutachtet werden. Die
Untersuchungen werden den Ermittlern zufolge mindestens bis Ende
kommender Woche dauern.
Bereits kurz nach dem Unfall war die Leitplanke in die Kritik geraten. Der Bus hatte sie auf einer Länge von rund 100 Metern niedergewalzt. Mit einer alternativen Leitplanke hätte das nicht passieren müssen, sagt der Sicherheitsbeauftragte des Internationalen Bustouristik-Verbandes RDA, Johannes Hübner, im hr-online-Interview.
Bereits kurz nach dem Unfall war die Leitplanke in die Kritik geraten. Der Bus hatte sie auf einer Länge von rund 100 Metern niedergewalzt. Mit einer alternativen Leitplanke hätte das nicht passieren müssen, sagt der Sicherheitsbeauftragte des Internationalen Bustouristik-Verbandes RDA, Johannes Hübner, im hr-online-Interview.
hr-online: Wen sollen Leitplanken schützen?
hr-online: Welche Alternativen zur normalen Stahlleitplanke gibt es?
Johannes Hübner: Weil wir mehrheitlich Pkw-Verkehr auf Autobahnen haben,
sind Leitplanken auch für Autos ausgelegt. Sie müssen durch die
Leitplanke weich aufgefangen werden. Sie dürfen nicht darunter
durchrutschen, die Insassen dürfen durch die Leitplanke nicht zusätzlich
gefährdet werden. Und das Auto darf nicht auf die Fahrbahn
zurückgeworfen werden, wo möglicherweise noch andere dagegen knallen.
Leitplanken sollen einen "Normunfall" halbwegs gut überstehen. Das
bedeutet aber, dass ein Schwerverkehrsunfall im Allgemeinen nicht mehr
so gut aufgefangen werden kann.
hr-online: Welche Alternativen zur normalen Stahlleitplanke gibt es?
Hübner: Betonabweiser, wie wir sie inzwischen beispielsweise auf der der
A5 Richtung Kassel oder auch auf der A3 zwischen Idstein und dem
Flughafen haben, halten besser stand. Man kann sie aber nicht links und
rechts der Fahrbahn anbauen. Denn das beeinträchtigt die Schneeräumung
und den Wasserablauf. Außerdem können wir die Autobahnen nicht
einmauern, weil sich dann keiner mehr in Sicherheit bringen kann. Das
ist auch das Problem, wenn man die Stahlleitplanke von 70 Zentimeter auf
1,40 Meter verdoppelt.
hr-online: Leitplanken stehen meist neben der Fahrbahn im Boden. Reicht diese Befestigung?
Hübner: Die Planke im weichen Erdreich sorgt für weiches Auffangen, aber
auch dafür, dass der Schwerverkehr sie einfach wegdrückt oder umlegt
und dann darüberrollt.
hr-online: Wäre die Leitplanke am Unfallort fest verankert gewesen und hätte sie die doppelte Höhe gehabt, wäre der Unfall dann vermeidbar gewesen?
Hübner: Davon gehen wir aus. Man hätte dort einen Leitplankentyp
gebraucht, der nicht sofort nachgibt, sondern gegenhält. Nach unseren
Erkenntnissen war der Einfallswinkel des Busses zunächst relativ flach,
vielleicht wäre er von der Leitplanke abgewiesen worden. Bei einer 1,40
Meter hohen Planke - also fast die Hälfte des 3,30 Meter hohen Busses -
ist die Wahrscheinlichkeit relativ gering, dass der Bus umfällt.
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