A 7: Mammut-Einsatz für Hunderte Kräfte
Freitag, 19.12.2014, A7 Göttingen
Es ist ein gefährlicher Einsatz gewesen und einer, der einfach kein Ende
nehmen wollte. Am Freitagmorgen krachte auf der A 7 bei Göttingen ein
Lastwagen mit Rattengift durch die Mittelleitplanke. Ein Auto fuhr in
den Lkw hinein, der Fahrer kam ums Leben. Seine Beifahrerin wurde ebenso
wie der Fahrer des Lkw schwer verletzt. Die hochgiftige Ladung des Lkw
verteilte sich auf der Autobahn, weil zahlreiche Fässer bei dem Unfall
beschädigt worden waren. Die Chemikalie Aluminiumphosphid entzündet sich
bei Kontakt mit Wasser - und es regnete am Freitag. Während der Bereich
weiträumig abgesperrt wurde und Anwohner Türen und Fenster geschlossen
hielten, rückten Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW) und Sanitäter zu
hochkomplizierten, kräfteraubenden Aufräumarbeiten an. "Die sind bis an
ihre Leistungsgrenze gegangen", fasst Einsatzleiter Martin Willing von
der Feuerwehr Rosdorf zusammen, "das war sensationell beispielhaft."
Die Fahrbahn in Richtung Norden hatte keine größeren Schäden
davongetragen und wurde am Sonntag gegen Mittag freigegeben. Am frühen
Abend rollte der Verkehr dann auch Richtung Süden wieder - sogar eher
als erwartet: Am Vormittag hatte es vonseiten der Polizei geheißen, der
Asphalt müsse zwölf Stunden trocknen.
Ein mehrtägiges Verkehrschaos war damit am Sonntagabend zu Ende. Am
letzten Wochenende vor Weihnachten war eine Reisewelle durch Deutschland
gerollt. Nicht nur auf der A 7 gab es Stau, auch die Umleitungsstrecken
waren völlig verstopft. Der Rat der Polizei während der Vollsperrung:
Göttingen so weit wie möglich umfahren.
Die größtenteils freiwilligen Feuerwehrleute konnten sich der
Unfallstelle nur in voller Schutzmontur nähern. Extreme Vorsicht war
trotzdem noch geboten, weil das Schädlingsgift so unberechenbar war:
Immer wieder entzündete sich der Stoff. Das Löschpulver, mit dem die
Fässer bedeckt wurden, wurde knapp, außerdem gingen die Schutzanzüge
aus, die in so großer Menge nur selten benötigt werden. Nachschub sei
von den Kollegen aus Kassel gekommen, berichtet Einsatzleiter Willing.
Nachschub war auch in Bezug auf das Personal nötig. "Es sind Leute
mehrfach im Einsatz gewesen. Wir haben in Schichten rund um die Uhr
gearbeitet", erklärt Willing. Als die erste Schicht am Freitag abgelöst
wurde, seien die Einsatzkräfte "total fertig" gewesen.
Zuerst ohne Schutz an der Unfallstelle
Zur Erschöpfung der ersten Kräfte am Unfallort trug sicherlich auch
die Angst um die eigene Gesundheit bei. Denn zuerst war nicht klar, dass
der Lkw eine gefährliche Chemikalie geladen hatte. Die Feuerwehrleute
waren also zunächst ohne Schutzanzüge vor Ort, um dann festzustellen,
dass sie es mit hochgiftigem Stoff zu tun hatten. Sie wurden
sicherheitshalber im Krankenhaus untersucht, sind Willing zufolge aber
gesund: "Es ist niemand vergiftet worden."
18-Stunden-Einsätze und kaum Pause
In der Nacht zu Sonntag waren schließlich alle Fässer gesichert und
abtransportiert. Nach der Reinigung des Lkw sollte auch dieser von der
Fahrbahn entfernt werden, doch immer noch rieselte Rattengift aus dem
Wrack und entzündete sich, wie das "Göttinger Tageblatt"
am Sonntag in seiner Online-Ausgabe berichtete. Wieder musste die
Feuerwehr anrücken, nachdem die Einsatzkräfte bereits ungezählte Stunden
im Einsatz gewesen waren und dachten, sie seien nun endlich fertig.
Insgesamt waren an den Aufräumarbeiten mehr als 500 Kräfte beteiligt.
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