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Dienstag, 23. Dezember 2014

1 Toter bei Lkw-Unfall mit Rattengift auf der A7

A 7: Mammut-Einsatz für Hunderte Kräfte

Freitag, 19.12.2014, A7 Göttingen
Es ist ein gefährlicher Einsatz gewesen und einer, der einfach kein Ende nehmen wollte. Am Freitagmorgen krachte auf der A 7 bei Göttingen ein Lastwagen mit Rattengift durch die Mittelleitplanke. Ein Auto fuhr in den Lkw hinein, der Fahrer kam ums Leben. Seine Beifahrerin wurde ebenso wie der Fahrer des Lkw schwer verletzt. Die hochgiftige Ladung des Lkw verteilte sich auf der Autobahn, weil zahlreiche Fässer bei dem Unfall beschädigt worden waren. Die Chemikalie Aluminiumphosphid entzündet sich bei Kontakt mit Wasser - und es regnete am Freitag. Während der Bereich weiträumig abgesperrt wurde und Anwohner Türen und Fenster geschlossen hielten, rückten Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW) und Sanitäter zu hochkomplizierten, kräfteraubenden Aufräumarbeiten an. "Die sind bis an ihre Leistungsgrenze gegangen", fasst Einsatzleiter Martin Willing von der Feuerwehr Rosdorf zusammen, "das war sensationell beispielhaft."

Drei Tage Stau-Chaos
Die Fahrbahn in Richtung Norden hatte keine größeren Schäden davongetragen und wurde am Sonntag gegen Mittag freigegeben. Am frühen Abend rollte der Verkehr dann auch Richtung Süden wieder - sogar eher als erwartet: Am Vormittag hatte es vonseiten der Polizei geheißen, der Asphalt müsse zwölf Stunden trocknen.
Ein mehrtägiges Verkehrschaos war damit am Sonntagabend zu Ende. Am letzten Wochenende vor Weihnachten war eine Reisewelle durch Deutschland gerollt. Nicht nur auf der A 7 gab es Stau, auch die Umleitungsstrecken waren völlig verstopft. Der Rat der Polizei während der Vollsperrung: Göttingen so weit wie möglich umfahren.

Löschpulver alle, Schutzanzüge verbraucht

Die größtenteils freiwilligen Feuerwehrleute konnten sich der Unfallstelle nur in voller Schutzmontur nähern. Extreme Vorsicht war trotzdem noch geboten, weil das Schädlingsgift so unberechenbar war: Immer wieder entzündete sich der Stoff. Das Löschpulver, mit dem die Fässer bedeckt wurden, wurde knapp, außerdem gingen die Schutzanzüge aus, die in so großer Menge nur selten benötigt werden. Nachschub sei von den Kollegen aus Kassel gekommen, berichtet Einsatzleiter Willing. Nachschub war auch in Bezug auf das Personal nötig. "Es sind Leute mehrfach im Einsatz gewesen. Wir haben in Schichten rund um die Uhr gearbeitet", erklärt Willing. Als die erste Schicht am Freitag abgelöst wurde, seien die Einsatzkräfte "total fertig" gewesen.

Zuerst ohne Schutz an der Unfallstelle

Zur Erschöpfung der ersten Kräfte am Unfallort trug sicherlich auch die Angst um die eigene Gesundheit bei. Denn zuerst war nicht klar, dass der Lkw eine gefährliche Chemikalie geladen hatte. Die Feuerwehrleute waren also zunächst ohne Schutzanzüge vor Ort, um dann festzustellen, dass sie es mit hochgiftigem Stoff zu tun hatten. Sie wurden sicherheitshalber im Krankenhaus untersucht, sind Willing zufolge aber gesund: "Es ist niemand vergiftet worden."

18-Stunden-Einsätze und kaum Pause

In der Nacht zu Sonntag waren schließlich alle Fässer gesichert und abtransportiert. Nach der Reinigung des Lkw sollte auch dieser von der Fahrbahn entfernt werden, doch immer noch rieselte Rattengift aus dem Wrack und entzündete sich, wie das "Göttinger Tageblatt" am Sonntag in seiner Online-Ausgabe berichtete. Wieder musste die Feuerwehr anrücken, nachdem die Einsatzkräfte bereits ungezählte Stunden im Einsatz gewesen waren und dachten, sie seien nun endlich fertig. Insgesamt waren an den Aufräumarbeiten mehr als 500 Kräfte beteiligt.

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